Plattdeutsches Theater – Dat perfekte Dinner

In der ausverkauften Wersehalle herrschte hohe Erwartungshaltung, und die wurde in der Folge erfüllt. Gut aufgelegte Schauspieler gaben im Rampenlicht ihr Bestes. Ganz zum Vergnügen der Zuschauer, die miterleben durften, was bei einem vermeidlich perfekten Dinner alles schiefgehen kann. Zu viele Köche verderben bekanntlich den Brei – oder ein arrangiertes Techtelmechtel, das am Ende zwar nicht als romantisch, aber sehr unterhaltsam eingestuft werden konnte.

„Schön, dat ji von Aomd kuomen sint“, begrüßte Anne Vorderderfler die Gäste, denen das Plattdeutsche offensichtlich geläufig war. Genau wie Mathilde Krevert und Andrea Haves, die in diesem Jahr mit dem Nachwuchs der Theatergruppe erfolgreich geprobt hatten.

Nicht umsonst wurde gelacht, als die „Jungen Lüe ut Abschlau“ die Bühne bespielten. Horst Lichter höchst persönlich hatte sich auf den Weg ins Dorf gemacht, um mit seinen Händlern und dem Format „Bares fö Rares“ Geschäfte zu machen – mit Kunst, geadelter Unterwäsche und antikem Sportgerät.

Etwa eine Angel, auf die ein frischgebackener Veganer gerne verzichten wollte. „Ich esse nichts was pupst“, plakatierte er auf seinem T-Shirt, warb aber für die Angel: „De is van mien Opa, daomet hätt he aaltiet inne Wärs angelt.“ Aller Grund für einen Händler, Bares für die Rarität springen zu lassen.

Apropos springen – durchaus sprunghaft präsentierten sich die Schauspieler im Stück „Dat perfekte Dinner“ bei der Partnerwahl. Während Stefan seiner Rosi einen schönen Aufenthalt bei der kranken Schwiegermutter wünscht: „Du moss die doch kümmern uüm diene Mama, moss se bemuttern, bedochtern, begraben, berosimarien“, durchkreuzen Freud Stefan und Köchin Sophie seinen ursprünglich romantischen Plan.

Eigentlich hätte Stefan mit Topmodel Sophia ein leidenschaftliches Abendessen zu sich nehmen wollen. Doch Fehlanzeige. Stattdessen: Chaos, von dem allerdings nicht zu viel verraten werden darf. Nur so viel: Es präsentiert sich äußerst rasant.

Ob Bärli-Bär oder Mausi-Mus – so richtig kann keiner „dat perfekte Dinner“, genießen. Außer die Zuschauer und Köchin Sophie, die ihren Reibach macht. „Gait aals, kost blaus extra“, lässt sich die Dienstleisterin ihre Diskretion gut bezahlen. So soll manch süffisante Situation glattgebügelt werden. „Dat is all günstig fö dat, wat se von mi willt“, findet sie mit Blick auf Begehrlichkeiten.

Andreas Möllenkamp, Elke Große Perdekamp, Manni Röckmann, Almut Rauße, Nadine Honerpeik und Benno Rehbaum brillierten bei der Premiere mit dem Stück, das mit Regisseurin Anne Vorderderfler einstudiert und von ihr ins Plattdeutsche übersetzt worden war.

„Super – nächstes Jahr kommen wir garantiert wieder“, meinte wohl nicht umsonst eine Wolbeckerin, die sich auf den Weg ins Wersedorf gemacht hatte. Ein Plan, den wahrscheinlich viele der Zuschauer verfolgen. „Großes Kino“, wurde dem Schauspiel wohl nicht umsonst attestiert.

Bericht WN 3. November 2025